In Zug sorgen zwei Vorstöße von Zuger Kantonsräten für Diskussionen im Schulsystem. Ein Vorschlag lautet auf den Verzicht auf Fremdsprachen an der Primarschule, während der andere darauf abzielt, Deutschunterricht vor dem Kindergarten einzuführen. Die Primarschüler in Zug lernen neben Deutsch und Mathematik auch über Natur, Menschen und Gesellschaft sowie gestalten im Textilen und Technischen Gestalten. Zudem beginnen sie mit dem Fremdsprachenunterricht in Englisch ab der dritten und Französisch ab der fünften Klasse.
Sechs FDP-Kantonsräte möchten nun die Stunden, die für Fremdsprachenunterricht verwendet werden, anders nutzen. Sie plädieren dafür, dass die Kinder mehr Deutsch- und Mathematikstunden erhalten und vermehrt praktische Fächer wie Werk- und Handarbeitsunterricht. Die Politiker sehen im praktischen Unterricht ein großes Potenzial, um nicht nur die Feinmotorik zu trainieren, sondern auch das Vorstellungsvermögen und gestalterische Elemente zu fördern. Zudem sollen die Kinder so mit handwerklichen Berufsfeldern in Kontakt kommen.
Die FDP-Kantonsräte möchten mit dem Wegfall von Frühenglisch und -französisch den Deutschunterricht stärken. Sie argumentieren, dass erst mit einer gründlichen Beherrschung der ersten Sprache komplexe Sachverhalte in Naturwissenschaften und Mathematik verstanden und Fremdsprachen kompetent erlernt werden können. Sie berufen sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, die zeigen, dass Sprachkenntnisse in kurzer Zeit aufgeholt werden können, wenn keine Fremdsprachen in der Primarstufe unterrichtet wurden.
Auch die Zuger Mitte-Kantonsräte haben einen Vorschlag eingebracht, der sich auf den Sprachunterricht konzentriert. Sie fordern die Einführung eines vorschulischen Deutschunterrichts im Kanton Zug, nach dem Vorbild des Kantons Basel-Stadt. Kinder mit unzureichenden Deutschkenntnissen sollen ein Jahr vor dem Kindergarteneintritt verpflichtet werden, eine deutschsprachige Kita oder Spielgruppe zu besuchen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Die Mitte argumentiert, dass ausreichende Sprachkenntnisse die Basis für eine erfolgreiche Schulkarriere und Berufsentwicklung sind.
Die Diskussionen über Fremdsprachen- und Deutschunterricht an Zuger Schulen stehen im Kontext eines nationalen Trends. Die FDP auf nationaler Ebene veröffentlichte einen Entwurf für ein Positionspapier, das zunächst die Abschaffung des Fremdsprachenunterrichts an Primarschulen forderte. Die endgültige Version betonte jedoch die Bedeutung des Erwerbs der Erstsprache. Ein ähnlicher Vorschlag in Luzern im Jahr 2017 wurde vom Stimmvolk abgelehnt, obwohl der Lehrerverband und die SVP ihn unterstützten. Die Zuger Regierung wird nun über die beiden Forderungen der Kantonsräte diskutieren.